Fakt - Thema: Arbeitsunwilligkeit bei den Hartz4-Empfängern, vornehmlich bei den Jugendlichen MDR Magazin (Angela Elis) im Oktober 2006
Für Menschen, die über ein nur geringes Maß an Urteilskraft, an Urteilsfähigkeit, an Charakterfestigkeit verfügen, sind derartige suggestive Beispiele Veranlassung zur selbstgerechten Verallgemeinerung. Solche Zeitgenossen bekommen einen "dicken Hals" und schüren so ihre ganz persönlichen, oberflächlich angelegten Vorbehalte und Vorurteile gegenüber so ziemlich jeden, der arbeitslos ist und ihnen somit auf der Tasche liegt; erstrecht gegen die, die als Langzeitarbeitslose durchs Land gehetzt werden und den gestressten "Leistungsträgern" in dieser Gesellschaft als Klotz am Bein hängen.
Sie als verantwortliche "Medienschaffende", Moderatoren und Journalisten, Kameraleute, stacheln mit solchen scharfmacherisch aufgemachten Themen das Phänomen an, was in einem Volk als Mob bezeichnet wird - Punkt.
So entsteht beim Mob in seiner einfältigen Phantasie das Bild des sich am Ballermann Strand in Mallorca in der sozialen Hängematte rekelnden, arbeitsscheuen Sozialschmarotzers. Und es entsteht der Wunsch, diesen auszumerzen, egal wie. Das dieser oder jener sehr schnell dazugehören könnte, daran denken diese Idioten ohnehin nicht. Sie pissen- bildlich gesprochen - gegen den Wind.
Der von Ihnen als verantwortliche "Medienschaffende", Moderatoren und Journalisten, geleistete Beitrag zur "Problemlösung" soll offensichtlich die Mitarbeiter der Arbeitsämter und Fachdienste bei den Landratsämtern zu blinden Aktionismus anstacheln. Vor allem jene, die in der Feuerlinie der Front im Kampf gegen die Arbeitslosen liegen.
Sie stacheln diese Zeitgenossen dazu an, auf die längst zu Parasiten abgestempelten und als Volksschädlinge ausgemachten ALG II-Empfänger endlich mit aller denkbaren entmenschlichten Härte loszugehen. Und zwar ohne Rücksicht auf Sein oder Nichtsein und die tatsächlichen Umstände und Gegebenheiten in dieser verkorksten Gesellschaft nebst deren maroden Arbeitsmarkt. Sie sind angehalten, sich dabei mit äußerst fragwürdigen Sanktionen aus der Schar der Noch-Zauderer besonders hervorzuheben und sich riskant weit "aus dem Fenster zu lehnen". Wenn das keine Volksverhetzung ist, was dann? Das hatten wir alles schon mal. Aus diesem Blickwinkel ergeben sich sogar nicht zu übersehene Gemeinsamkeiten mit dem idiotischen Neo-Nazitum, welches in dieser unserer Gesellschaft so laut und beflissentlich beklagt wird.
Sanktionen durchsetzen heißt in diesem Falle schlichtweg, den Betreffenden kurzerhand abzuschreiben und es dem Zufall zu überlassen, was dieser aus der Situation macht. Vielleicht wird er zum Bankräuber. Oder überfällt wohlhabende Großkotze. Oder rächt sich an denen, von denen er meint, vollends in den Abgrund gestürzt worden zu sein. Die Palette der Möglichkeiten ist groß. Oder er bringt sich um. Denn einen echten Ausweg in ehrenwerte Arbeit gibt es kaum und bietet auch niemand. Und das wird auf unabsehbare Zeit so bleiben.
Mir scheint, dass Sie als Nutznießer medialer Möglichkeiten mit solchen aufreißerischen Themen vor allem den eigenen Hass auf alle ausleben, die sich nach Ihrem ganz persönlichen Verständnis- und Auffassungsvermögen auf Kosten der "Leistungsträger" - zu denen Sie sich ebenfalls rechnen - ein angenehmes Leben verschaffen, ergaunern, erschleichen. Ihnen selbst fällt es schwer oder es gelingt gar nicht, die Zusammenhänge der Probleme dieser Gesellschaft mental zu erfassen und die Ursachen intelligent zuzuordnen.
Da passt alles Unglückliche, Verschrobene zusammen, wenn Sie junge -zumal perspektivlose - Leute vorstellen, die sich unbedarft wie trotzig vor Ihre Kamera hinstellen und im Gespräch mit einem Muster-Fallmanager demonstrativ Arbeitsunwilligkeit und bestürzendes Desinteresse an einer Arbeitsaufnahme zeigen.
So was mag es ja geben, aber es ist unverantwortlich wie unverzeihlich, Abnormales zu verallgemeinern. Kein normaler Mensch läßt sich so vorführen. Damit laufen Sie ja manchen der privaten TV-Sendern in puncto Hetzerei gegen Hartz 4 - Empfänger geradezu den Rang ab. Ich kam mir bei Ihrem mir zugemuteten Beitrag so richtig blöde vor.
Hier geht es schließlich nicht um die Teilnahme an einer Ballermann Spaßveranstaltung auf Mallorca, hier geht es um reine, existenzielle Belange von Menschen, hier geht es um die nackte Existenz. Auch das scheinen Sie offensichtlich noch nicht wirklich begriffen zu haben.
Volksverhetzung hat viele Gesichter.
Ist es Aufgabe der Angestellten bei den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten, ihren Beitrag zur Zerschlagung des Sozialstaates zu leisten? Das tun doch andere schon lange. Überlassen Sie doch dieses Feld besser den unersättlichen Unternehmern und Managern und den unfähigen Nationalökonomen.
Vielleicht sägen Sie mit Ihrem Einsatz emsig und "engagiert" an einem Ast, auf dem Sie selber sitzen, auch wenn Sie sich dessen nicht bewußt sind und sich das heute und jetzt noch nicht vorstellen können.
Klaus - 03.11.06 | www.Anecken.de