Mit dem Blut unserer Mitgeschöpfe

Was aussieht wie verantwortungsvolles Handeln ist in Wirklichkeit ein bedenkliches, mir Angst machendes Symptom für grenzenlose, armselige Verantwortungslosigkeit.
Mit dem Blut Zehntausender erbarmungslos umgebrachter Mitgeschöpfe wollen sich unfähige wie skrupellose Zeitgenossen reinwaschen.

Um Risiken jedweder Art für die Gesellschaft durch die Ausbreitung der Vogelgrippe auszuschalten, werden auch gesunde Geschöpfe massenhaft mit bekannter deutscher Perfektion in den Tod geschickt.
Mir wird Angst und Bange, wenn ich mir vorstelle, wie diese unfähigen, in Wahrheit verantwortungslosen Akteure reagieren und handeln würden, gäbe es vermeintliche Probleme durch Menschen, die den verantwortlichen unter uns über den Kopf wachsen; und die dann glauben, eine radikale Lösung einsetzen zu müssen.
Dabei sind wir Menschen es doch, die für das Entstehen der Vogelgrippe-Problematik verantwortlich sind: Nämlich durch das Einrichten und Dulden von Massentierhaltungen.

Schlimmste Beispiele grausamer Unfähigkeit gibt es sowohl in unserer unglückseligen Geschichte als auch heute. Hier fällt mir sogleich der blindwütige Massenmord an unzähligen Rindviechern ein, die allein deshalb dran glauben mussten, weil die verantwortlichen Akteure für eine menschenwürdige Problemlösung offensichtlich nicht intelligent genug waren. Von der Hysterie und dem Versagen beim Auftreten der Schweinepest will ich nicht auch noch reden; aber über ein anderes Beispiel skrupelloser Entscheidungsfindungen:
Ein ganzes deutsches Parlament hatte angesichts der anhaltenden Terrorhysterie in Amerika im Deutschen Bundestag beschlossen, auch zivile Verkehrsflugzeuge abzuschießen, egal wie viele unschuldige Menschen drin sitzen, für den Fall oder bei der Annahme, dass damit Terroranschläge verübt werden sollen. Dieses Gesetz, unter dem ehemaligen Innenminister Schily zustande gekommen, musste von einem Hohen Gericht, deren Mitglieder es besser wussten, wieder außer Kraft gesetzt werden. Eigentlich müsste mich solch ein ungeheuerliches, menschenverachtendes Gesetz völlig kalt lassen, denn die Wahrscheinlichkeit, irgendwann in einem in Frage kommenden Flieger zu sitzen ist bei mir nahezu gleich Null, es sei denn, ich würde auch einmal von einem Geheimdienst per Flugzeug verschleppt. Aber was ich hier sehe, ist der aufdringliche Zusammenhang aller aufgeführten Beispiele. Alle einigt nämlich eines: Der Zusammenhang von Dummheit und Aktionismus und seine grausamen Folgen.

Das der deutsche Bundes-Landwirtschaftsminister Seehofer nun die Stallpflicht für das Nutzgeflügel auf unbestimmte Zeit verlängert hat, bringt mich zu der Annahme, dass dieser Mensch samt seinem Berater- und Mitverantwortlichen-Kollektiv weder den gebotenen Verstand noch Herz haben, kluge Entscheidungen zu finden. Denen allen ist alles zuzutrauen, wenn es darum geht, die bisher stattgefundene Unmenschlichkeit noch weiter zu treiben.

Müssen wir, die daran beteiligten und mitverantwortlichen Bürger, uns das wirklich gefallen lassen? - Nein.

Klaus - 22.04.2006