Im Kaufhaus Karstadt Görlitz

Antwort eines zuständigen Mitarbeiters der Sportabteilung des Kaufhauses Karstadt in Görlitz auf ein Protestschreiben eines Kunden.

Sachverhalt: In der Sportabteilung im dritten Stock wird ein Relikt der DDR-SED-Zeit dem Kunden vor den Kopf geknallt. Es handelt sich hier um eine blaue Sportlerjacke mit DDR-Blämbläm und darüber die Großbuchstaben DDR in weiß. Das kommt einer Verharmlosung und Verherrlichung eines menschenverachtenden Regimes gleich.

Das ist Verherrlichung eines Regimes, das permanent Menschen ihrer Freiheit beraubt, die Menschenwürde verletzt und mit Füßen getreten, Menschen entmündigt, Menschen gedemütigt und sie ihrer legitimsten Menschenrechte beraubt hatte.

Zitat:

Sehr geehrter Herr..,

ich habe von unserem Service Center Ihre Reklamation erhalten, da ich der Ansprechpartner in der Filiale Görlitz für den Sportbereich bin. Ich habe mir Ihre eMail sehr oft durchgelesen und mir einige Gedanken dazu gemacht.
Zur Erklärung: Das blaue Trikot oder Jacke ist keine „FDJ“ Jacke, welche(s). ich betonen möchte, sondern eine Jacke der Olympischen Sportman(n)schaft der ehemaligen DDR. Diese Bekleidung wurde auf allen öffentlichen Auftritten weltweit von DDR Sportlern getragen, welche ich denke eine Vielzahl dieser Menschen einen rein sportlichen Gedanken hatten.
Desweiteren möchte ich betonen, das(s) ich keinerlei politische Gedanken in welcher Form auch immer mit unserer Ware zum Ausdruck bringen möchte. Wir sind ein Kaufhaus, welches sich liberal verhält.
Es geht mir selbstverständlich nahe, daß ich Ihnen damit trotzdem ein Unbehagen hervorgerufen habe.
Ich versichere Ihnen(,) ich habe Verständnis dafür, nicht zuletzt durch meine eigene Vergangenheit. „Ich habe es ebenfalls miterlebt“ Doch befinden wir uns im Handel und unsere Sortimente werden bestimmt, nicht mehr durch ein Angebot unsererseits, sondern wir befinden uns in einer Zeit der Nachfrage des Kunden.
Diese Artikel werden sehr gut nachgefragt. Wir nehmen keinerlei politischen Einfluß auf unser Angebot, da wir denken, der Kunde muß selbst dafür verantwortlich sein. Auch wenn unsere persönlichen Gedanken sich mit diesem nicht immer im Einklang befinden. Ich möchte Sie hiermit um Verständnis dafür bitten, für persönliche Anfragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Ich hoffe(,) Sie bald wieder in unserem Kaufhaus wieder als zufriedenen Kunden begrüßen zu dürfen.

Die Antwort des Kunden an den betreffenden Mitarbeiter von Karstadt:

Zitat:

Verehrter Herr ...,

mit Bestürzung habe ich Ihren Erklärungsversuch zu dem Sachverhalt mit der DDR-Sportjacke und darauf befindlichen SED-Symbolen gelesen. Um es freundlich zu formulieren drücke ich es mal so aus: Irgendwie haben Sie was von einer defekten Uhr.

Ich halte Ihre Begründung für Ihre „kaufmännische“ Entgleisung für geradezu peinlich. Würde mich tatsächlich interessieren, wer diese idiotische Idee zu diesem Verkaufsschlager gehabt und was jener vor seiner Karstadt-Zeit so umgetrieben hat. Es fiel mir nicht schwer zu sehen woher der Wind weht.

Da muß es nur mal so einen Kunden gegeben haben, der ausgerechnet eine derartige ost-nostalgische Jacke bei Karstadt Görlitz nachgefragt hat und auf dessen Bedürfnis Sie selbstverständlich eingegangen sind-ganz ohne politischen Hintergedanken natürlich. Da können wir alle froh sein, daß bisher keine Jacke aus unsere NS-Zeit nachgefragt worden ist mit all den dazugehörigen Symbolen. Diese Nachfrage hätten Sie Ihrer Logik nach ja dann auch über das Kaufhaus Karstadt zufriedenstellen müssen. Aber vielleicht kommt das noch. Dann liegen Sie auch wieder voll im Trend.

Mit Ihrer Anstellung hat Karstadt wirklich einen richtigen Glückstreffer erzielt. Endlich einer, der auf Kundenbedürfnisse eingeht.
Ganz nebenbei: Sie haben zwar die DDR „ebenfalls miterlebt“, wie Sie sagen, doch offensichtlich nicht viel davon begriffen; sonst wäre Ihnen klar, welche Bedeutung gerade der Sport für die Volksverdummung durch die SED-Demagogen hatte. In der Nazizeit hatte der Sport bekanntlich eine ähnlich makabre Bedeutung. Und die Sportler wußten sehr wohl, vor welchen Karren sie sich haben spannen lassen. Es gibt nichts in beiden Gesellschaften, was mit noch so reichlicher Naivität verharmlost werden könne.

Wie Sie anhand der beigfügten Fotos sehen, befinden Sie sich mit Ihrer Geisteshaltung in guter Gesellschaft mit einem Hotelier in Zittau.

mfg. Kunde

Die passenden Fotos: