eMail an einen Artikelschreiber einer Lokalpresse am 15.06.06
Hallo verehrter Herr xxx,
viele, wenn nicht gar die allermeisten der ALGII-Bezieher wären lieber Steuerzahler als Empfänger von ehrabschneidenden Almosen.
Deshalb muss Ihnen dringend jemand, lieber Herr xxx, folgendes ans steinerne Herz legen: Ihre Feststellung "Wer nicht will, dass Leute, die nicht arbeiten, genauso viel Geld haben wie Malocher, der muss..." usf. bedarf einer wesentlichen Ergänzung: Wer nicht will, dass Leute, die nicht arbeiten können, genauso viel Geld haben...
Ich selbst würde das allerdings so formulieren: Wer nicht will, dass Leute, die nicht arbeiten können, genauso wenig Geld haben wie Malocher...
Sie wissen doch selber, dass besonders hier im Osten ein anderer Wind weht, sprich absolute Hungerlöhne auch an die gezahlt werden, die dafür schwer arbeiten müssen, getreu dem dämlichen Motto: "Arbeit muss sich lohnen". Sittenwidrige Löhne sind Hungerlöhne allemal.
Die Arbeitslosenhilfeempfänger haben das bestimmt nicht zu verantworten.
Warum reihen Sie sich eigentlich ein in den heuchlerischen Jammerkreis jener, die als ewige, maßlos verlogene Scharfmacher immer wieder unermüdlich und zielstrebig die armen Leute aufeinander hetzen? Was haben Sie davon?
Die Höhe des ALGII ist übrigens längst hart an der Grenze dessen, was das Überleben überhaupt ermöglicht. Das sollten auch Sie endlich mal zur Kenntnis nehmen. Mir ist nicht bekannt, woher Sie Ihr Geld kriegen. Sie wünschen sich vielleicht Verhältnisse wie in Russland oder Rumänien. Oder China? - Und außerdem haben zumindest die meisten der ALGII-Empfänger, bevor sie in diese missliche Lage gekommen sind, ebenfalls fleißig gearbeitet und ins Steuersäckel ihr sauer verdientes Geld wie in ein bodenloses Loch geworfen.
Dass die Politiker und Vertreter aus Unternehmerkreisen und deren hoch qualifizierten Berater schlichtweg zu blöde oder einfach nur zu egoistisch sind, arbeitsmarktpolitische Probleme sowohl menschenwürdig als auch rechnerisch zu lösen, dafür können Sie die Opfer solcher absurden Unfähigkeit nun wirklich nicht verantwortlich machen.
Solcher Art Dummheit und Unfähigkeit lässt sich übrigens auch durch eine noch so hochstilisierte und kostenintensive, voraussichtlich in Absurde ausufernde und erfolglose Bildungspolitik nicht ausmerzen.
Im Ergebnis solcher schwachsinniger Bildungspolitik wird es lediglich immer mehr qualifizierte, hoch qualifizierte, gebildete, hoch gebildete Arbeitslose und Langzeitarbeitslose geben. Die Tendenz hierzu ist ja heute schon auch für Halbblinde sichtbar.
Diese Tatsache wird aber gerne und beflissentlich ausgeblendet, um die Mär von den dummen, den ungebildeten und unqualifizierten Arbeitslosen (Industriearbeitern) aufrechterhalten zu können, wem auch immer das dienen, wozu auch immer das gut sein soll.
Was halten Sie eigentlich von der Einführung des der sozialen Gerechtigkeit dienenden Familiengeldes?
Jeder, egal wieviel in der Familienkasse zur Verfügung steht, soll diese Segnung eines inzwischen entarteten, deformierten Sozialstaates erhalten.
Wer auch ohne staatlichen Zuschuss ein paar Tausend Euro in der Haushaltskasse zur Aufrechterhaltung der Versorgung der Familie hat, ist auf solch einen Zuschuss zu Lasten der Steuerzahler oder eher noch zu Lasten der wirklich Bedürftigen nun wirklich nicht angewiesen. Da kann die Mutter, der Vater des Kindesd doch getrost zu Hause bleiben, ohne dafür auch noch Transferleistungen zu kassieren.
Selbstverständlich protestiert hier keiner von denen, die es bekommen sollen, aber nicht nötig haben. Leider auch kaum einer von denen, die nicht wissen, wie sie bis zum Monatsende über die Runden kommen sollen.
Ich bin gespannt auf den nächsten Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus
<<< Arbeitsloseninfo