Der CSU-Wahlparteitag läßt tief blicken. Und zwar, wer nicht gerade mit Blindheit geschlagen ist. Huber als strammer Parteisoldat ist genau dass, was gemeinhin als betriebsblind bezeichnet wird. Und er ist einer, der Büstenqualitäten hat: Er ist ein Betonkopf.
Um Altersstarrsinn kann es sich bei ihm nicht handeln, ist er für CSU-Verhältnisse und nach dem heutigen Zeitverständnis noch recht jung. Aber in seiner Bewerbungsrede wurde deutlich: Alles bleibt beim Alten. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie es hier um die Teilnehmer dieses CSU-Parteitages bestellt ist, dem Fußvolk sozusagen, zeigte sich in deren Verhalten und Reaktionen während der Rede der Außenseiterin und dritten Bewerbung auf das Spitzenamt dieser Partei, Frau Pauli. Bemerkenswert an ihrer Rede ist der bestimmte, aber schüchtern vorgebrachte Versuch, die versteinerten Parteifreunde vor ihr da unten daran zu erinnern, wem sie eigentlich verpflichtet sind. Eine unbekannte Zahl der da unten meint offenbar, sie seien dem Großen Vorsitzenden verpflichtet, dem ihrer Partei. Als Frau Pauli das gerne unter den Teppich gekehrte Thema der als populistisch verzerrten Volksverbundenheit anschnitt, herrschte im Saal besonders laut starrsinniges Schweigen.
Ihr Appell, endlich wieder ein offenes Ohr, ein ehrliches Gespür für die Sorgen und Nöte in der Bevölkerung zu haben, verhallte in den Gehörgängen tauber Ohren. Keiner da unten war im Stande, derlei unangenehme Wahrheiten mit seinem Beifall zu bedenken. Kein einziger Satz Frau Paulis wurde mit Beifall bedacht. Das ist nicht nur deutlicher Ausdruck von kollektiven Kadavergehorsam gegenüber der Partei-Obrigkeit, das ist auch ein Symptom für das hohe Maß an Bereitschaft, sich selbst etwas vorzumachen und sich selbst und andere zu betrügen. Denn dieses demonstrative Schweigen war erfüllt von Lug und Trug.
Mit Frau Pauli kommt dringend notwendiger frischer Wind in diese verknöcherte Partei. Diese kluge Frau hat deutlich erkannt, worauf es in einer Partei, die sich als Volkspartei verstehen will, wirklich ankommt. Und sie hat erkannt, dass eine solche Partei keine Karriereplattform einzelner Wichtigtuer und Egomane sein darf. Parteien verkommen im Regelfall genau zu solchen. Parteiprogramme sind nur die Fassade solcher Organisationen, um dem umworbenen Wahlvolk etwas kurzfristig vorzugaukeln, was bei Lichte besehen nicht wirklich und ehrlich vorhanden ist. Potemkinsche Dörfer gewissermaßen. Einmal vom unbelehrbaren Volk gewählt, unterliegen sie prompt dem Zeitgeist "Was geht mich mein Geschwätz von gestern an".
Klaus - 25.09.07