Der Mensch und seine Wertigkeit ...

eMail an den Grünen Salon im N-TV vom 30.04.02

Sehr geehrte Herren Böhme und Eckert,

Peter Struck im Grünen Salon- der Fraktionsvorsitzende der SPD war ganz die Herrlichkeit in Ewigkeit-Amen. Zum Thema Wertigkeit des Menschen in der Gesellschaft gab es einen interessanten Widerspruch. Einerseits wurde erklärt, das Abitur sei die höchste Weihe der schulischen Ausbildung - Kinder macht also Abitur, dann habt ihr die größten Chancen (Anerkennung) im Leben-, andererseits wurde aber dementiert, der Mensch ohne Abitur sei weniger wert.

Aber genau hier liegt der Hund begraben. Wir sind schon lange eine Gesellschaft, in der der Mensch erst ab Schulbildung Abitur wirklich ernstgenommen, akzeptiert und wahrgenommen wird. Berufe ohne akademische Bildung werden in der Gesellschaft eher mehr als weniger schief angesehen. Das weiß die Jugend. Also versuchen die meisten, irgendwie dorthin zu kommen. Ob sie mit ihrem erworbenen Wissen auch tatsächlich etwas Nützliches anfangen können, ist nicht so interessant. Interessant ist lediglich das erwartet höhere oder gar hohe Einkommen und das Ansehen, was mit akademischen Berufen zu erzielen ist.

Dabei bleiben die Lebensleistungen bei den wohl allermeisten Akademikern unbedeutend. Kurioserweise würden selbst Leute, die eine bemerkenswerte Lebensleistung vorzuweisen haben, diese kaum oder gar nicht schaffen, gäbe es die zahllosen Menschen nicht, denen bescheinigt wird, weniger wertvoll zu sein; deren berufliche Tätigkeiten als einfach bis primitiv hingestellt und damit geringschätzt werden.

Die verkorkste Wertschätzung der Arbeit des anderen ... Daran krankt unser System. Ein Mensch mit noch so gutem Abitur, einer noch so exzellenten akademischen Laufbahn wird in den wenigsten Fällen allein dafür sorgen können, daß wir alle im Winter einen warmen Arsch haben, uns unserer Fäkalien in bequemer Weise entledigen, den Wasserhahn aufdrehen, in bequemen Betten liegen, uns den Bauch vollschlagen, oder uns behaglich in den Polstern des Grünen Salons rekeln und große Töne spucken können. Das können wir nur gemeinsam. Viele können nicht mal einen Nagel in die Wand pochen, um ihr Diplom daran aufzuhängen.

Die intelligente Einschätzung der Wertigkeit von Arbeit ist eine Voraussetzung für das Funktionieren und das Gelingen der Weiterentwicklung einer menschlichen Gesellschaft und für das friedliche, entspannte Miteinander der Menschen überhaupt. Doch wir erleben tagtäglich die emsige Abgrenzungsmanie einer breiten Bevölkerungsschicht von den anderen auf niedrigstem Niveau, was sich in mannigfacher Weise äußert.
Der Mensch mehr oder weniger wertvoll durch seinen (durchlittenen) Bildungsweg. - Ich sage nur: Eitelkeit ist der schlimmste Feind der Vernunft.

MFG. Klaus

Anmerkung: Um einem Missverständnis vorzubeugen sei angefügt, dass es mit diesem Beitrag nicht grundsätzlich gegen akademische Berufe geht. Es wird nicht Schwarz-Weiß gemalt. Es geht mir lediglich um die unerlässliche Akzeptanz der Gleichwertigkeit akademischer und nichtakademischer Berufe und aller sinnvollen Tätigkeiten im Zusammenspiel einer zivilisiert funktionierenden, damit geistig sich weiter entwickelnden Gesellschaft. Und wenn jemand auf die Idee kommt, in diese Meinung den Ausdruck eines Minderwertigkeitskomplexes hineinzu interpretieren, so so hat dieser jemand nicht verstanden, worauf es mir eigentlich ankommt. Meine Komplexe spielen hier eigentlich keine Rolle. Ich orientiere mich lediglich an meiner Wahrnehmung der Realität, und zwar ungeschönt, rücksichtslos, unvorsichtig, uneitel. (klaus) >>> Missverständnisse können hier nachgelesen werden ...

Beitrag J. Hetmank: Zu EITELKEIT IST DER SCHLIMMSTE FEIND DER VERNUNFT

Ein Stichwort, was mir wieder einmal zu Denken gibt. Wie oft habe ich derartige Eitelkeit im Leben schon beobachten müssen. Viele streben nach einer "höheren Bildung". Doch was ist eine derartige?Nach EINSTEIN wäre diese wohl relativ! Es "springen Menschen von Schulbank zu Schulbank", um ein höheres Wissen zu erzielen. EIN THEORETISCHES WISSEN! Nehmen wir den studierten BAULEITER und den MAURER einfach als Beispiel: In großen Tönen vernimmt der "kleine Maurer" die Pläne und Weisungen des Bauleiters.Doch was passiert wenn der "kleine Maurer" seine Kelle dem "großen Bauleiter" in die Hand drückt? Damit will ich sagen, der eine kommt ohne den anderen meist nicht weit. Die Wertschätzung liegt aber ungleich hoch! Was nützt uns all das THEORETISCHE WISSEN des studierten BAULEITERS ohne das PRAKTISCHE des MAURERS? Wir alle sind ein Rad im Getriebe und das Reißbrett errichtet kein Haus!
Jens Hetmank am 02.05.02

Das Abitur

... ist die Voraussetzung für ein Studium - nicht aber zum Erlernen eines der herkömmlichen, gewerblichen Berufe! Wer das Abitur anstrebt und gemacht hat, der soll studieren und nicht die Lehrstellen der Haupt-u. Realschulabgänger in Beschlag nehmen. Erstrecht nicht, wenn der Lehrling mit Abitur direkt nach Abschluß der Lehre oder erst nach einer kurzen Facharbeitereinlage ein Studium aufnehmen will. Facharbeiterberufe müssen den Schulabgängern ohne Abitur vorbehalten bleiben! Das ist im Sinne des Abiturs und das entspricht dem Anliegen der Facharbeiterausbildung. Und nur das macht Sinn.

Klaus am 21.09.02

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