Sehr geehrte Damen und Herren,
generell möchte ich zum sozialen Zugehörigkeitsempfinden von Moderatoren im ARD und der Moderatorin des ARD-Mittagsmagazins im Besonderen - hier zum Thema Sozialreformen - etwas loswerden.
Für mich entsteht immer der Eindruck, als sähen sich die Moderatoren außerhalb des Bannkreises gesellschaftlicher
Fehlentwicklungen.
Was wäre, wenn all die Menschen, denen großspurige Moderatoren die menschenverachtenden Auswirkungen von
Hartz 4 einfach so zumuten, kurzerhand keine TV-Gebühren mehr bezahlen würden, weil sie sich die eigentlich
schon längst nicht mehr leisten können? Dann würde wohl so manche Sendung abgesetzt und deren Moderatoren in
arge Bedrängnis geraten. Will sagen, es wäre an der Zeit, ARD und ZDF ginge langsam das Geld aus.
Die Moderatorin des Mittagsmagazins stellte kürzlich aus Anlaß der Proteste der von Hartz 4 Betroffenen
(Montagsdemos) einem ebenso großkotzigen lebensfremden Politikwissenschaftler einer Uni - der übrigens seinen vermutlich hohen
Lebensstandard auch nur durch Geld aus dem Steuersäckel finanziert und dadurch auch am Tropf des Staates, sprich der
Solidargemeinschaft hängt - die Frage, woher denn das Geld für die Finanzierung des Sozialsystems kommen solle.
Dieser konnte diese Frage nur mit den gängigen Floskeln und der wie üblich benutzten imaginären Zahlenspielereien
beantworten. Vom Bewußtsein seiner eigenen finanziellen Abhängigkeit keine Spur.
Ihre Kollegin vom Mittagsmagazin hätte mich fragen sollen. Ich hätte ihr folgendes dazu sagen können:
Kurzum: Alle, die bisher aus welchen Gründen auch immer, privilegiert und geschont werden, obwohl sie genug von dem Stoff Geld besitzen, müssen, wie die Masse aller Lohnabhängigen auch, zur Finanzierung der Sozialsysteme herangezogen werden!
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, Geld dafür aufzutreiben.
Aber alle, die von den einschneidenden Maßnahmen durch die Sozialreform nicht betroffen sind, sehen als Geldquelle immer nur die an, denen ohnehin das Wasser bis zum Hals steht.
Vermutlich begreifen sich diejenigen, die auf der Sonnenseite stehen, als von denen ausgenutzt, die nicht mal die Miete für die Wohnung selbst aufbringen können. Sie sind nicht gewillt,
anderen von ihrem Wohlergehen etwas abzugeben.
Um diese fiese Haltung zu rechtfertigen, wird jenen, denen sie abgeben sollten, kurzerhand unterstellt, sie seien zu faul,
selber zu arbeiten und so für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Mit solchen pauschalen Unterstellungen wollen sie
die Solidarität aufkündigen. Das ist der Trend in dieser neuen, menschenunwürdigen Gesellschaft.
Und an dieser Stelle kommen wir zur Mitverantwortung der Macher in den Medien, wenn es um die Darstellung
und Bewertung des Charakters und der Zielsetzung gesellschaftlicher Entwicklungen geht.
Deren eigenes Vermögen, deren Fähigkeit, die Symptome von Entwicklungen zu erkennen und die Ursachen hierfür und
mögliche Konsequenzen für davon Betroffene herauszufiltern und ihre persönliche Verflechtung darin zu erkennen und zu
begreifen, bestimmt ihr Handeln, ihr Zugehörigkeitsempfinden und das Solidaritätsbedürfnis.
Mit freundlichen Grüßen - Klaus am 10.08.04
Arbeitsloseninfo