Die Medien und deren Situation im Zusammenhang mit der Finanzierung der Solidargemeinschaft

10.08.04 - Das ARD-Mittagsmagazin und fragwürdigen Fragen von Moderatoren mit oder ohne Ei Ei

Sehr geehrte Damen und Herren,
generell möchte ich zum sozialen Zugehörigkeitsempfinden von Moderatoren im ARD und der Moderatorin des ARD-Mittagsmagazins im Besonderen - hier zum Thema Sozialreformen - etwas loswerden.
Für mich entsteht immer der Eindruck, als sähen sich die Moderatoren außerhalb des Bannkreises gesellschaftlicher Fehlentwicklungen.
Was wäre, wenn all die Menschen, denen großspurige Moderatoren die menschenverachtenden Auswirkungen von Hartz 4 einfach so zumuten, kurzerhand keine TV-Gebühren mehr bezahlen würden, weil sie sich die eigentlich schon längst nicht mehr leisten können? Dann würde wohl so manche Sendung abgesetzt und deren Moderatoren in arge Bedrängnis geraten. Will sagen, es wäre an der Zeit, ARD und ZDF ginge langsam das Geld aus.
Die Moderatorin des Mittagsmagazins stellte kürzlich aus Anlaß der Proteste der von Hartz 4 Betroffenen (Montagsdemos) einem ebenso großkotzigen lebensfremden Politikwissenschaftler einer Uni - der übrigens seinen vermutlich hohen Lebensstandard auch nur durch Geld aus dem Steuersäckel finanziert und dadurch auch am Tropf des Staates, sprich der Solidargemeinschaft hängt - die Frage, woher denn das Geld für die Finanzierung des Sozialsystems kommen solle. Dieser konnte diese Frage nur mit den gängigen Floskeln und der wie üblich benutzten imaginären Zahlenspielereien beantworten. Vom Bewußtsein seiner eigenen finanziellen Abhängigkeit keine Spur.
Ihre Kollegin vom Mittagsmagazin hätte mich fragen sollen. Ich hätte ihr folgendes dazu sagen können:

  1. Ihr eigenes Einkommen müsse zumindest soweit runtergeschraubt werden, daß sie nicht mehr die Voraussetzung hat, sich z.B. privat Kranken-Pflichtversichern zu dürfen - der so gewonnene Betrag könnte dann wieder dem Gemeinwohl zugeführt werden. Das wäre schon mal ihr ganz persönlicher Beitrag zur Finanzierung der Sozialsysteme!
  2. Sie könnte auch mehr zur Kostensenkung beim ARD beitragen, in dem sie vielleicht ihre tgl. Arbeitszeit verlängert und eine bestehende andere Sendung zusätzlich moderiert. Der dadurch freigesetzte Kostenfaktor müsse sich eben bei der Agentur für Arbeit melden, wenn er zwar weiter existieren, aber keiner ihn haben will.
  3. Und Ihre Vorgesetzten, die Intendanten und andere Bosse der öffentlich Rechtlichen TV-Anstalten sollten sich ihren Einsichten anschließen und auf einen erheblichen Teil ihrer mehr als üppigen Bezüge verzichten. Das würde sich sicher auf die Höhe der Rundfunk-u.TV-Gebühren positiv auswirken. Die Gemeinschaftskasse der Beitragszahler wäre entlastet. Und sie müssen endlich auch in die gesetzlichen Zwangskassen der großen Solidargemeinschaft einzahlen. Privat können sie sich ja zusätzlichversichern.
    Also, keine Sonderbehandlung mehr für bestimmte Berufsgruppen und Akteure! Denn diese Sonderbehandlung können sie sich nur leisten, weil sie die Gemeinschaftskasse der Beitragszahler unnötig belasten.
  4. Konsequentes Absenken der Einkommen auf ein respektables Niveau bei Beschäftigten, die mit Geld aus dem Steuertopf und anderer Zwangsabgaben bezahlt werden, die aber wohl glauben, sie erhalten dieses Geld vom lieben Gott.
  5. Dann gibt es noch andere Geldquellen, die zur Finanzierung des Sozialstaates herangezogen werden sollten:
  1. die Gewinne der Spekulanten
  2. die Subventionsgewinne der Konzerne
  3. Wegfall eben solcher Subventionen
  4. Wegfall von Abschreibungsmöglichkeiten bei Firmen und Unternehmungen jedweder Art. Verluste fünfen nicht länger Gewinn schmälernd deklariert werden, was zu Steuermindereinnahmen des Staates - also der Solidargemeinschaft - führt.
  5. Beteiligung all derer an der Finanzierung des Staates, die bezüglich der Steuern bisher begünstigt und privilegiert sind (z.B. Freiberufler, die keine Gewerbesteuer zahlen müssen)
  6. konsequentes Abkassieren über eine Vermögenssteuer ab meinetwegen 50 Tausend Euro
  7. Aktiengewinne müssen steuerlich höher belastet werden
  8. Abschaffung des Kindergeldes für nicht Bedürftige!

Kurzum: Alle, die bisher aus welchen Gründen auch immer, privilegiert und geschont werden, obwohl sie genug von dem Stoff Geld besitzen, müssen, wie die Masse aller Lohnabhängigen auch, zur Finanzierung der Sozialsysteme herangezogen werden! Es gibt noch weitere Möglichkeiten, Geld dafür aufzutreiben.
Aber alle, die von den einschneidenden Maßnahmen durch die Sozialreform nicht betroffen sind, sehen als Geldquelle immer nur die an, denen ohnehin das Wasser bis zum Hals steht. Vermutlich begreifen sich diejenigen, die auf der Sonnenseite stehen, als von denen ausgenutzt, die nicht mal die Miete für die Wohnung selbst aufbringen können. Sie sind nicht gewillt, anderen von ihrem Wohlergehen etwas abzugeben.
Um diese fiese Haltung zu rechtfertigen, wird jenen, denen sie abgeben sollten, kurzerhand unterstellt, sie seien zu faul, selber zu arbeiten und so für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Mit solchen pauschalen Unterstellungen wollen sie die Solidarität aufkündigen. Das ist der Trend in dieser neuen, menschenunwürdigen Gesellschaft.
Und an dieser Stelle kommen wir zur Mitverantwortung der Macher in den Medien, wenn es um die Darstellung und Bewertung des Charakters und der Zielsetzung gesellschaftlicher Entwicklungen geht.
Deren eigenes Vermögen, deren Fähigkeit, die Symptome von Entwicklungen zu erkennen und die Ursachen hierfür und mögliche Konsequenzen für davon Betroffene herauszufiltern und ihre persönliche Verflechtung darin zu erkennen und zu begreifen, bestimmt ihr Handeln, ihr Zugehörigkeitsempfinden und das Solidaritätsbedürfnis.

Mit freundlichen Grüßen - Klaus am 10.08.04

Arbeitsloseninfo