Der Verkehrsminister und SPD-Mann Tiefensee, ehemaliger Oberbürgermeister in Leipzig, mitverantwortlich für den millionenteuren Tunnel-Skandal in dieser Stadt, hat Hirnblähungen. Das sind Halluzinationen, die zum Himmel stinken. Seine Hirngespinste: Arbeitslose als wuselnde Heinzelmännchen in Bahnhöfen, Zugabteilen und Bussen. Tiefensees Vorstellung: Hier ein wenig herumschnüffeln, da anfassen, dort zupacken, überall herumgeistern, Meldung machen, herrenlose Koffer wegschleppen und, wenn nötig, auch mal als Kugelfang dienend anderen das Leben retten, sollten Terroristen zuschlagen.
Wer ohne Job dasteht, nur untätig herumlungert und dafür auch noch Geld vom Steuerzahler bekommt, darf nicht zimperlich, nicht wählerisch sein. Er steht voll in der Schuld unserer Solidargemeinschaft, auch dann, wenn er Jahre zuvor fleißig an der Schaffung von Mehrwert beteiligt war und gutgläubig Beiträge in eine Arbeitslosenversicherung einbezahlt hat, wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Und das auch weiterhin noch tut, in dem ihm nahezu unbemerkt ein Beitrag vom monatlichem Arbeitslosengeld abgezogen wird. Für all das kann er doch wohl seine Haut schon mal zu Markte tragen.
Die ums Wohl des Volkes besorgten Politiker und ihre hochkarätigen Berater, Volkswirte und Nationalökonomen haben das so geschickt hingedreht, dass diese Tatsache keine Rolle mehr spielt, auch nicht bei der Beurteilung, ob nun die Arbeitslosenunterstützung aus dem durch Beitragszahlungen erworbenen Anspruch herrührt oder nicht. Schwamm drüber.
Stellen Sie sich vor, Sie als Autofahrer verursachen einen Verkehrsunfall. Zum Glück haben Sie die Kfz-Haftpflichtversicherungbeiträge treu und pünktlich Jahr für Jahr bezahlt. Nach dem Ihre Versicherung den Schaden beglichen hat, bekommen Sie aber unerwartet eine Forderung, den dafür aufgewendeten Betrag bei dieser Versicherung abzuarbeiten.
Wie dumm würden Sie aus Ihrer Wäsche gucken?
Oder Sie haben eine Unfallversicherung abgeschlossen und fleißig einbezahlt. Und ausgerechnet Ihnen geschieht ein Missgeschick, für das die Unfallversicherung eintreten soll, das aber nicht macht, sondern Ihnen kündigt. Dann tritt das ein, was der Volksmund als "im Regen stehen lassen" bezeichnet.
Ähnlich verhält es sich bei den in der Arbeitslosenversicherung versicherten Arbeitnehmern, die zu Langzeitarbeitslosen mutiert sind. Für die finanziellen Leistungen, erworben aus Ihrer Mitgliedschaft in dieser Arbeitslosen-Pflichtversicherung, verlangt die Solidargemeinschaft der Versicherten plötzlich eine erneute Gegenleistung, beispielsweise unentgeltliche Arbeitseinsätze. So, als hätten Sie Schuld abzutragen. So, als hätten Sie einen Gerichtsbeschluss am Hals, sich bewehren zu müssen. So, als hätten Sie sich gegenüber der Versicherungsgemeinde des Versicherungsbetruges schuldig gemacht, für den Sie nun zur Rechenschaft gezogen werden. Verrückt, wie? Aber das ist keine Vision, das ist die bundesdeutsche Wirklichkeit.
Minister Tiefensee hat aber noch eine Vision: ALG 2 -Empfänger allen Zumutungen und Einfällen aussetzen zu dürfen, frei nach dem Motto: Endlich haben wir wieder für unseren deutsch-nationalen Frust eine Zielgruppe.
Klaus - 28.08.06 | www.Anecken.de