Sehr geehrter Herr Prof. Lauterbach,
das fast schon törichte Gerede um die vermeintlichen Segnungen einer Bildungs- und Wissensgesellschaft ist kaum noch auszuhalten. Nicht jedes Mitglied in dieser unserer Gesellschaft ist schließlich in der Lage, die Hürden in eine derartige - in Wirklichkeit menschenfeindliche - Gesellschaft zu überspringen.
Was soll eigentlich mit dieser Vielzahl Menschen in der eitel propagierten Bildungsgesellschaft werden? Werden die entsorgt? Wenn, stellt sich doch die Frage nach dem wie und wohin. Sind wir also schon wieder an dem Punkt angekommen: Lebenswertes Leben ..., wer hat eine Lebensberechtigung, wem darf es in einer Gesellschaft eigentlich gut gehen? Wer darf sich etwas Besonderes schimpfen, und wer soll die anfallende Drecksarbeit verrichten? Wer darf angemessen verdienen, und wer muss sich mit einem Hungerlohn begnügen? Bildung darf nicht weiter und noch deutlicher der Legitimität von Unrecht dienen.
Wann endlich sind wir Menschlein intelligent genug - bei aller Bildung - zu erkennen, dass jeder einzelne von uns nur ein winziges Rädchen in einem Getriebe ist. Und wenn dieses Rädchen ausfällt, merkt das keiner - außer es gibt was zu vererben. Und trotzdem sind wir alle irgendwie aufeinander angewiesen. Das ist unleugbar! und das ist einsehbar, mit ein bisschen Verstand.
Der Architekt kann noch so geistreiche, hochtrabende Ideen haben, ohne den verächtlich (allein schon durch die Zubilligung eines sehr viel geringeren Lohnes) gemachten Bauarbeiter ist er ein Nichts, ein Träumer. Der Strich auf dem Papier macht eben noch kein Haus, keine Brücke, keinen Wolkenkratzer.
Was nützt allein das Gefasel von den ach so unentbehrlichen, hochqualifizierten Ingenieurleistungen, wenn es nicht denjenigen gibt, der eine technische Eingebung schließlich realisiert? Das eine ist so ausschlaggebend wie das andere. Selbst Mediziner sind ohne die anderen ein Nichts. Ich fürchte, unsere Arroganz bringt uns eines Tages um.
Als Bundestagsabgeordneter, zuständig u.a. für Bildungspolitik, haben Sie die Möglichkeit, auf die Lebensperspektive jener Masse Menschen in dieser inzwischen verkorksten Gesellschaft hinzuweisen, die dem Bildungswahn elitärer und ignoranter Schreihälse nicht folgen können.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus - 05.07.07
Jeder ist des andern Glückes Schmied. (klaus)